Anfang August haben wir zwei Vonovia-Autos auf dem Martin-Wagner-Ring tiefergelegt, entglast, mit Parolen besprüht und jeweils den Inhalt eines Feuerlöschers in den Innenraum entleert.
Ein Weiteres hab wir in der Nacht auf den 26. August in der Kiefholzstraße angezündet. Wir haben darauf geachtet, dass keine unbeteiligten Autos Feuer fangen.Vonovia (ehemals Deutsche Annington) ist mit fast 400.000 Wohnungen der größte Immobilienkonzern in der BRD. Im Jahr 2018 machte sie bei einem Umsatz von 6,5 Milliarden Euro einen Gewinn von 1,07 Mrd. Euro (Vorjahr: 920,8 Mio. Euro).
2019 soll eine Dividende in Höhe von 746 Mio. Euro an die Aktionär*innen ausgeschüttet werden. Größter Einzelaktionär ist mit 8 Prozent Blackrock (Fast-CDU-Chef Friedrich Merz ist dort Aufsichtsratsvorsitzender und Lobbyist). Diese sind übrigens mit 10 Prozent auch Hauptaktionär bei der Deutschen Wohnen.
Die monatliche Miete der Vonovia in Deutschland stieg gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent auf jetzt durchschnittlich 6,52 €/m². Für das Jahr 2019 soll sie nochmal genauso viel steigen.Dabei macht Vonovia einen guter Teil des Gewinns überhaupt nicht mit den eigentlichen Mieteinnahmen, sondern mit lächerlich überzogenen Nebenkostenabrechnungen.
Der Trick dabei ist, dass sich Vonovia die Rechnungen für Instandhaltung und Modernisierungen über eines ihrer über 350 Tochterunternehmen selbst in Rechnung stellt und diese Rechnungen dann auf die Mieter*innen umlegt. Ob diese Instandhaltungen wirklich notwendig sind entscheidet dabei allein der Vermieter – also Vonovia. „Insourcing der Dienstleistungen für optimales Prozessmanagement und maximale Kostenkontrolle“ nennt Vonovia diese Abzockstrategie.
Und hier kommen auch die Vonovia-Autos ins Spiel, weiße Transporter, die mit großer Vonovia-Aufschrift in nahezu allen deutschen Innenstädten zu sehen sind. Die gehören als Dienstwägen der sogenannten „Objektbetreuer“, streng genommen nicht Vonovia, sondern einem der besagten Tochterunternehmen. Die vier größten heißen Deutsche TGS, Deutsche Multimedia Service GmbH, Vonovia Immobilienservice GmbH und Vonovia Wohnumfeld Service GmbH.
Die Aufgabe der sogenannten „Objektbetreuer“ die mit den Vonovia-Autos rumfahren ist nicht, wie jetzt vielleicht einige denken könnten, notwendige Reparaturen an z.B kaputten Fenstern durchzuführen. Sowas könnte ja durchaus im Interesse der Mieter*innen sein. Reparaturen dürfen den Mieter*innen aber nicht in Rechnung gestellt werden, Instandhaltungsmaßnahmen schon.
Dementsprechend erstreckt sich der größte Teil der Aufgaben der „Objektbetreuer“ eben nicht auf Reparaturen, oder Auffinden echter Mängel, sondern auf allgemeine Kontrollen, die allein der Minimierung des Verwaltungsaufwandes, der Risiken des Vermieters und der Beschaffung von Informationen für die Geschäftssteuerung dienen – „optimales Prozessmanagement und maximale Kostenkontrolle“ eben.
In anderen Worten: Statt kaputte Wasserleitungen zu reparieren haben die „Objektbetreuer“ den Job mit den weissen Vonovia-Transportern von Objekt zu Objekt zu fahren und die Nebenkosten in die Höhe zu treiben indem sie sich dort zu neuen „Instadhaltungsmaßnahmen“ inspirieren lassen, die den Mieter*innen in Rechnung gestellt werden können. Baum- und Hydrantenkontrollen zum Beispiel. Die Kosten dieser „Objektbetreuung“ werden – Überraschung – über die Betriebskosten abgerechnet und damit direkt den Mieter*innen in Rechnung gestellt und übersteigen die – viel zu niedrigen – Löhne der als „Objektbetreuer“ Angestellten deutlich. Beide, Mieter*innen und Angestellte sind somit Leidtragende und Ausgebeutete der Vonovia und ihrer Tochterunternehmen.Weil für die meisten Mieter*innen ein Umzug in einen neuen Mietvertrag in Berlin unbezahlbar geworden ist, müssen sich leider allzu viele solche Schikanen gefallen lassen.
Nicht zuletzt wegen dieser systematischen Abzocke hat Vonovia seine Gewinnprognose für das Jahr 2019 um ein paar schlappe hundert Millionen nach oben korrigiert.
Die Aktionär*innen dürften sich freuen.Die von Vonovia betriebene Strategie des „Insourcing“ seht für die in der Wohnungsbranche vorherrschende Gewinnmaximierung um jeden Preis auf Kosten der auf bezahlbaren Wohnraum angewiesenen Mieter*innen. Die Grundbedürfnisse hunderttausender Menschen werden zur Befriedigung individueller Profitinteressen ausgenutzt.
Wir solidarisieren uns mit unseren Aktionen mit allen die gegen die Stadt der Reichen kämpfen, mit den Mitteln die sie für vertretbar halten. Dieser Kampf kann dabei nicht losgelöst von den vorhandenen kapitalistischen Verhältnissen gesehen werden, die den Mietenwahnsinn übehaupt erst produzieren.
Keine Rendite mit der Betriebskostenabrechnung!
Quelle: Indymedia (Tor)