Einbruch bei Pro Femina e.V. – Für den Feminismus!
Seit Juni 2019 befindet sich der Heidelberger „Lebensschutzverein“ Pro Femina e.V.“/1000plus als dritte Niederlassung in Deutschland in der Adenauerstr. 1, 10557 Berlin.
Dieser Verein gibt vor, ergebnisoffene Beratungen für schwangere Frauen* anzubieten, die sich im Schwangerschaftskonflikt befinden. Recherchen zeigten, dass diese Beratungen manipulativ und keinesfalls ergebnisoffen sind. Starke Zweifel der Frauen* wurden ignoriert und medizinisch nicht anerkannte psychische Folgeschäden eines Schwangerschaftsabbruchs aufgeführt. Es wurde sogar Geld dafür angeboten, dass Kinder zur Welt gebracht werden1.
Wir haben am Wochenende des 05./06.10 das Büro der Vereins Pro Femina am Adenauer Platz am Ku‘damm besucht. Wir brachen in das Gebäude ein, zerschlugen die Scheiben im dritten Stock, hinterließen einen zugeschmierten Flur mit Farbe und Buttersäure und den Spruch „Pro Choice!“ dazu verklebten wir das Schloss.
Pro Femina e.V. wird nicht als staatliche Beratungsstelle anerkannt, weshalb der für einen Schwangerschaftsabbruch erforderliche Beratungsschein1 nicht ausgestellt werden darf. In vielen Fällen sei dies den Frauen* erst nach der Beratung mitgeteilt worden. Was das für die Schwangeren bedeutet, wird klar, wenn man sich die Zeitspanne für legale Abbrüche ansieht: nur bis zur 12. Schwangerschaftswoche ist der Eingriff möglich. Entscheidet sich die Frau* gegen die Schwangerschaft, muss sie eine Beratungsstelle aufsuchen, einen Termin vereinbaren und drei Tage nach der Beratung darf der Eingriff durchgeführt werden. Sind Beratungsstellen, wie im Fall von Pro Femina, nicht berechtigt, den Beratungsschein auszustellen, muss das Prozedere ein zweites Mal durchgeführt werden. Neben dem enormen emotionalen und existenziellen Stress, der durch die Fehlinformation in einer schon schwierigen Situation ausgelöst wird, kann dies schlimmstenfalls in einer Übertretung der Frist für die legale Abtreibung enden, womit Frauen das Selbstbestimmungsrecht genommen wird. Und genau das ist der Zweck der eigens dafür gegründeten „Beratungsstellen“, wie im Interview mit der rechten und holocaustrelativierenden Zeitung „Preussische Allgemeine“ berichtet wurde (https://www.preussische-allgemeine.de/nc/nachrichten/artikel/die-probleme-beseitigen-nicht-die-babys.html).
Als Mitgliedsorganisation des „Bundesverbands für Lebensschutz“ wird Pro Femina von Kristijan Aufiero geleitet. Dieser ist gleichzeitig Vorsitzender des christlich-fundamentalistischen Vereins „Die Birke e.V.“, der die gewaltvolle Auffassung vertritt „eine Vergewaltigung würde von einer Frau besser verkraftet als die Abtreibung eines Kindes, das während der Vergewaltigung gezeugt wurde“2. Aufiero selber begründet seine Position mit einer vorgegebenen, „radikale[n], fundamentale[n] Solidarität mit schwangeren Frauen“, die bei einer Schwangerschaft von ihrem Umfeld zum Abbruch gedrängt werden würden3. Somit stellt er das ungeborene Leben über das der Frau*. Gleichzeitig spricht er den Frauen* unabhängiges, selbstbestimmtes Verhalten ab.
Wie bei Pro Femina wird auch bei Birke e.V. wider der Recherchen angeblich „Niemals […] zu einer Abtreibung geraten“4
Organisationen und Vereine, die sich für das Leben eines ungeborenen Fötus einsetzen, ohne auf die Beweggründe und die Situation der Frau* einzugehen und sich unverblümt als „Frauenhilfsorganisation“ verstehen, sind Teil eines patriarchalen und menschenfeindlichen Systems. Die freie Entscheidung wird den Frauen* abgesprochen und über ihre Körper und Leben bestimmt. Die hohe Spendenbereitschaft, die die Zweigstelle in Berlin ermöglichte, sowie der Zuwachs an Beratungsgesprächen bei Pro Femina, zeigt die gesellschaftliche Relevanz dieser christlich-fundamentalistischen Struktur.
Wir kämpfen für die freie Entscheidung von Frauen*, gegen die Kriminalisierung von Abtreibung und von Strukturen, die diese unterstützen! Sprecht darüber, werdet aktiv und lasst uns gemeinsam die Wortführenden und Vereine der Lebensschutzbewegung mit allen Mitteln angreifen!
Wir grüßen mit unserer Aktion die Zusammenhänge aus Berlin und die Feministischen Roten Zellen (https://de.indymedia.org/node/35770)!
Frauen leben Freiheit!
Fight patriarchy and the state!
Zu den Fotos:
Solidarität mit den rebellierenden feministischen Anarchist*innen in Mexiko im August!
Aus ihrem Statement:
„WE ARE ANARCHIST WARRIORS IN STRUGGLE AGAINST PATRIARCHY.
We are aware that we are at war and we know who our enemies are. We know what we face, just as we know who the allies of the system are and who are our accomplices. We know that others shut up: the presence in national palace of a misogynist sexist fascist, pro-life, ultraconservative and evangelical with which the left has allied in its constant opportunism to “Take power” at any cost. Therefore, we do not ask for justice from our executioners or the impeachment and punishment of their rapist pigs. That would be to distinguish between good and bad police. For us the best cop is the dead one. We do not want dialogue, so we do not put limits on revolt. Our desires for destruction and our craving for freedom won’t get stuck in dream catchers: we’ll be their worst nightmare!
If one day we don’t come home: don’t light candles, light barricades!
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Ebenso schicken wir solidarische Grüße an die Frauen* in Exarchia!
Sie machten eine Sponti durch das Viertel und schrieben dazu:
„Athens, Greece: Antisexist scoutings in Exarchia
In response to the misogynistic culture of Exarcheia and the recent incidents of rape, sexual harassment and gendered violence in the streets of the area, we decided to show those who would have us live in fear that they are the ones with a reason to be afraid. On the night of the 10th of March we went on an antisexist scouting without the presence of cis men chanting slogans and demonstrating our ability to fight back.
On the night of the 15th of March we went on a second antisexist scouting by femmes in response to the misogynistic culture of Exarcheia and the recent incidents of rape, sexual harassment and gendered violence in the streets of the area. This time even more comrades participated in the intevention. We will continue being present in the street and we will be more and more. „
Anmerkungen
* bedeutet …
mehr Querverweise zu anderen Vereinen, Persönlichkeiten der „Lebensschutzbewegung“, konservativen Christ*innen etc. von Beginn an
1 Aus Sicht des Vorsitzenden Kristijan Aufiero stellt dieser Beratungsschein eine „staatlich legitimierte Tötungslizenz“ dar.
2 https://taz.de/!860268/
3 https://www.thecathwalk.de/2017/06/16/kristijan-aufiero-was-es-heisst-pro-life-zu-sein/
4 https://www.preussische-allgemeine.de/nc/nachrichten/artikel/die-probleme-beseitigen-nicht-die-babys.html
Erklärung Lebensschutz:
Die sogenannte „Lebensschutz“-Bewegung stellt sich gegen die Emanzipation von traditionellen Familienformen und Geschlechterrollen und propagiert eine nur auf Reproduktion gerichtete Sexualität: Es gebe nur die „gott-geschaffene“ binäre Geschlechtlichkeit, Heterosexualität sei die einzig legitime Beziehungsform, Abtreibung sei (Völker-)Mord.
Unter dem Dachverband „Bundesverband Lebensschutz“ (Fehrbelliner Straße 99, Berlin) siedeln sich all jene e.V.‘s an, die über eine christlich-fundamentalistische, frauenverachtende, völkische, cis-normative Ideologie das Selbstbestimmungsrecht von Frauen* angreifen. Auf Basis dieser Grundeinstellungen werden jährlich die „Märsche fürs Leben“ abgehalten.
Organisationen wie „Ärzte für das Leben e.V.“, „Alliance Defending Freedom“ (USA) oder „Aktion Lebensrecht für Alle“ (AlfA) sehen sich recht unverfänglich als „Anwalt für das menschliche Leben“ und „für eine familien- und kinderfreundliche Gesellschaft“. Sie alle führen einen mehr oder weniger bürgerlichen Kampf hin zu christlich-konservativen Werten.
Hinter ihren Kampagnen stecken rechts-außen Persönlichkeiten wie die AfDler „von Storch“ (Zivile Koalition e.V.), der christliche Fundamentalist Hartmut Steeb (Treffen christlicher Lebensrechtsgruppen) oder der holocaust-relativierende Klaus Günter Annen (Initiative Nie Wieder! e. V, homepage: „Abtreiber.com“, „Babykaust.de“).
Um eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz auch in der Mitte der Gesellschaft zu erreichen positionieren sich jene Vereine vermehrt gegen Sterbehilfe, Pränataldiagnostik und Organspende und versuchen sich als einzig konsequente Bewegung gegen Technologisierung in der Medizin und gegen Behindertenfeindlichkeit zu präsentieren.
Quelle: Indymedia (Tor)
„Pro Femina“-Niederlassung in Berlin ist offenbar wieder Geschichte
Im August 2019 hatte der Fundi-Verein um den Heidelberger Abtreibungsgegner und selbst erklärten „Lebensschützer“ Kristijan Aufiero am Berliner Ku’damm seine dritte Niederlassung in Deutschland aufgemacht. Hierfür waren nach eigenen Angaben 1,2 Millionen Euro an Spendengeldern gesammelt worden.
Anfang 2019 waren die Pläne bekannt geworden. Kurz vor der Eröffnung war bereits die Adresse am Berliner Kurfürstendamm 69 öffentlich geworden, zur Eröffnung Anfang August 2019 gab es eine Kundgebung gegen das neue Pro Femina-Büro mit rund 200 Teilnehmer*innen auf dem angrenzenden Adenauerplatz. Im Oktober 2019 kam es dann noch zu einem nächtlichen Angriff auf die im 3. Stock gelegenen Büroräume, bei dem ihnen die Scheiben zerstört und der Flur eingesaut wurden.
Pro Femina klingt nicht von ungefähr der Schwangerschaftsberatungsstelle Pro Familia zum verwechseln ähnlich, jedoch können (und wollen) sie keine Beratungsscheine, welche von Schwangeren zum Schwangerschaftsabbruch benötigt werden, ausstellen. Der Verein ist dem christlichen erzkonservativen und frauenfeindlichen Spektrum der „Lebensschützer“ zuzurechnen. In ihren eigenen Medien werben sie damit um Spenden, noch nie zu einem Schwangerschaftsabbruch geraten zu haben. Die Website gaukelt allerdings eine Ergebnisoffene Beratung vor.
Pro Femina auf Tauchstation
Der Heidelberger Verein hat nach unseren Recherchen inzwischen die „Beratungen“ in Berlin eingestellt – und das nicht Corona-bedingt. Nicht nur ist der Name vom Klingeltableau genauso verschwunden wie die weitere Ausschilderung des Büros in dem Wohn- und Geschäftshaus. Auf telefonische Anfrage wird mitgeteilt, eine Beratung in Berlin sei nicht mehr möglich.
Der Versuch, mehr über das Haus und die Briefkastenfirma DanInvest, der es wohl gehört, zu erfahren hat zu Tage gefördert, dass die Büroräume von Pro Femina anscheinend bereits seit Ende des ersten Quartals 2020 leer stehen und zur Neuvermietung angeboten werden.
Einer Annonce bei Immoscout24 ist ein Grundriss des 3. Stocks angehangen, bei dem die Räume, die Pro Femina nutzte, als die zu vermietende Einheit gekennzeichnet sind. Und auch Fotos der Räumlichkeiten bei dem Immobilienportal zeigen die selben Räume, die schon in einem von Pro Femina veröffentlichten Video zu sehen waren.
DanInvest hatte offenbar schon nach weniger als einem Jahr keine Lust mehr auf den Stress mit dem Verein.
Das sieht nach einem deutlichen Erfolg der Proteste gegen die Funids aus!
Ihr Spendentopf dürfte, auch wenn sie sich über ausbleibende Spenden durch ausfallende Gottesdienste beklagen, auf denen für sie gesammelt hätte werden sollen, noch nicht leer sein. Vielleicht befinden sie sich grade auf der Suche nach einem neuen Büro. Hier gilt es also die Augen offen zu halten. Weitere Infos zu ihrem Verbleib sollen gerne veröffentlicht werden.1. August 2019 / Kundgebung mit über 200 Teilnehmer*innen gegen Pro Femina-Niederlassung am Ku’damm
https://whatthefuck.noblogs.org/pro-choice-statt-pro-femina-250-menschen-demonstrieren-lautstark-gegen-pseudo-beratungsstelle-von-abtreibungsgegnerinnen/6. Oktober 2019 / Angriff auf das Büro mit kaputten Scheiben und Farbe
chronik.blackblogs.org/?p=10880ps: Online-Spenden an Pro Femina wickelt die Firma Wikando unter ihrer Marke Fundraisingbox ab. Deren Kontaktdaten und ein Kontaktformular finden sich hier: secure.fundraisingbox.com/app/lead
Quelle: Diymedia (Tor)