Die Vorfälle ereigneten sich innerhalb weniger Stunden in Kappel und in der Innenstadt. In einem Fall ermittelt nun das Landeskriminalamt.
Die Eingangstür des unscheinbaren Flachbaus an dem „Boulevard“ genannten Fußweg an der Dr.-Salvador-Allende-Straße ist von Ruß gezeichnet, das Glas ihrer Scheiben gesplittert, die meisten Kunststoffteile auffällig verformt. Der Bereich rund um den Eingang ist mit rot-weißem Band abgesperrt, Brandursachenermittler der Polizei suchen nach Spuren. Ihr Interesse gilt unter anderem den vor der Tür liegenden Resten eines angezündeten Autoreifens – Zeugnis eines mutmaßlichen Brandanschlages in der Nacht zu Freitag.
Weil ein politisches Motiv nicht ausgeschlossen werden kann, hat das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum des Landeskriminalamtes die Ermittlungen übernommen. Der Grund: In dem Gebäude ist neben dem Bekleidungsgeschäft „Backstreet Noise“ das international in der rechtsextremen Szene agierende Musiklabel „PC Records“ ansässig. Der aktuelle sächsische Verfassungsschutzbericht nennt PCRecords „einen der bundesweit bedeutendsten rechtsextremistischen Vertriebe“. Das derzeitige Sortiment reicht von T-Shirts für Anhänger der Hooligan-Szene über Tonträger rechtsradikaler Bands und Liedermacher bis zu Aufklebern „Nationaler Sozialismus oder Untergang“. „PC Records“ produzierte bereits vor Auffliegen der NSU-Terrorzelle den Song „Döner-Killer“, in dem die Opfer der Morde des Trios verhöhnt wurden. Der Betreiber des benachbarten Bekleidungsladens „Backstreet Noise“ hatte einst T-Shirts produzieren lassen, deren Motiv das in Chemnitz abgetauchte spätere NSU-Mitglied Uwe Mundlos entworfen hatte.
Dass das Feuer in der Nacht zu Freitag nicht auf das Ladeninnere des „Backstreet Noise“ übergriff, führt die Polizei auf das schnelle Eingreifen der Feuerwehr zurück. Sie hofft, mithilfe von Zeugen aus der Nachbarschaft den Tätern auf die Spur zu kommen. Von Interesse seien Beobachtungen zu verdächtigen Personen und Fahrzeugen, heißt es. Der Vorfall war nicht der erste an dem Gebäude. Bereits im Juni war der Komplex mit Steinen beworfen worden. Damals gingen Scheiben zu Bruch.
Ein zweiter Angriff auf ein bekanntes Objekt der rechten Szene ereignete sich ebenfalls in der Nacht zu Freitag in der Innenstadt. Wie die Polizei bestätigte, wurde im Reitbahnviertel die Fassade eines Hauses großflächig mit Farbe beschmiert, in dem die vom Verfassungsschutz beobachtete extrem rechte Vereinigung Pro Chemnitz einen Treffpunkt unterhält. Ermittler prüfen, ob es zwischen der Sachbeschädigung und dem späteren Brand in Kappel eine Verbindung gibt.
Quelle: Freie Presse