auf Freitag nacht gab es in der Rigaer Straße einen Stromausfall. Dieser wurde von Anwohner*innen und Besucher*innen mit Freude aufgenommen.
Ob es nun die Wut auf die Räumung des am Sonntag für Potse und Drugstore besetzten und am Montag geräumten Teils des Dragoner-Areals in Kreuzberg war oder die Freude über 30 Jahre autonome Häuserkämpfe in Ostberlin, welche am Wochenende zumindest von der Liebig34 und Freund*innen gefeiert werden, ist nicht klar. Auch ob nun, wie die B.Z. spekuliert, der Strom „von unten“ abgeschaltet wurde, um sich die Straße zu nehmen oder der Stromausfall ein technischer Defekt war, der spontane Aktivitäten ausgelöst hat, ist letztlich unbedeutend. Fakt ist, die Reflexe funktionieren.
Ungefähr um Mitternacht fiel zwischen Liebigstraße und Zelle- oder Proskauer Straße der Strom aus und es war wirklich dunkel. Wenig später wuselten überall kleine Grüppchen herum und malten ungefähr alle Wände an. Gleichzeitig wurden die Straßenlaternen auf einen eventuellen Ende des Blackouts vorbereitet, damit es nicht plötzlich wieder hell werden konnte. Auch ein paar Firmenautos wurden mindestens bemalt. Zunächst Streifen, dann auch eine Wanne der Popozei beobachteten das Treiben aus sicherer Entfernung, was eine angenehm friedrlichen Stimmung ermöglichte – verstärkt durch das angenehme, viel unaufdringlichere Licht zahlreicher Kerzen. Zwei Stunden nach dem Ausfall ging der Strom wieder an. Doch zwischen Dorfplatz und Zelle blieb es dunkel, weswegen die Chance von einigen ergriffen wurde, den Ort noch ein bisschen mit Baustellenmaterialien als Barrikade abzusichern. Ein kleines Feuer am Dorfplatz als Symbol der Aufständigkeit kam dazu.
Nach mehr als zwei Stunden erst hatten die Bullen genügend Kräfte aus der ganzen Stadt zusammengezogen, um dort einzumarschieren. Außer rumzuleuchten und Fotos zu machen gab es da aber schon nichts mehr zu tun.
Ähnliche Stromausfälle gab es in der Vergangenheit schon öfters. Neben kleineren Ereignissen bleibt vor allem der Trafo-Defekt in der Gürtelstraße von 2015 in Erinnerung, der den ganzen Kiez für Stunden ohne Strom lies. Der Lidl wurde geplündert, mehrere Streifen wurden angegriffen und Barrikaden brannten. Die gestrigen Ereignisse als „weiteren Höhepunkt“ zu verkaufen, wie es Springer heute tut, ist deswegen übertrieben. Aber es ist wohl gut gemeint.
Wir dürfen uns auf den nächsten Stromausfall freuen!
Bereitet euch auf solche Situationen vor – nicht nur in der Rigaer!
Quelle: Indymedia (Tor)