In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 2020 wurde in Tübingen ein sog. „Ehrenmal“ für Soldaten* des 1. Weltkriegs mit pinker Farbe verschönert.
Dies geschah in Solidarität mit der Liebig 34 und um ein Zeichen gegen Deutschland und seine Nazis zu setzen, insbesondere gegen den III. Weg, der heute in Berlin aufmarschieren will.
Natürlich wurde das Datum nicht zufällig gewählt. Der 2. Oktober liegt genau eine Woche vor dem Räumungstermin der Liebig 34 in Berlin, die, trotz der Aussetzung von Zwangsräumungen auf Grund von Corona, am 9. Oktober geräumt werden soll. Als queer-feministisches, anarchistisches Projekt ist die Liebig 34 ein besonders wichtiger Raum im Kampf für eine befreite Gesellschaft. Ihre Zerstörung muss mit allen Mitteln verhindert werden. Der Demo, die das heute Abend klar machen wird, soll ein bunter Gruß übermittelt werden!
Am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, feiert sich Deutschland selbst. Warum es an Deutschland nichts zu feiern gibt ist offensichtlich: Nazinetzwerke in Polizei und Bundeswehr, Alltagsrassismus und rechte Gewalt, Illegalisierung von Abtreibungen, Abschiebungen, Armut, Umweltzerstörung, patriarchale Gewalt…
In Berlin will heute der III. Weg aufmarschieren, an Gruppierungen wie diesem wird besonders deutlich, warum Deutschland und Patriotismus abgeschafft werden müssen. Allen Menschen gegenüber, die heute gegen die Nazis auf die Straße gehen und schon in den letzten Tagen und Nächten Aktionen gegen sie durchführten, will die Aktion in Tübingen Solidarität ausdrücken.
„Ehrenmale“ für Soldaten* zeigen sehr gut, wie Deutschland mit seiner Geschichte umgeht. Statt sich kritisch mit dieser zu beschäftigen, werden männliche Gewalttaten zu Helden*taten gemacht. Das Patriarchat sorgt täglich für Leid und Unterdrückung, doch selten ist es so mächtig wie im Krieg, dem gebührt kein „Ehrenmal“! Es sollte stattdessen verstärkt an Widerstandskämpfer*innen erinnert werden!
Deutsche Täter*innen sind keine Held*innen!
Den III. Weg in die Sackgasse laufen lassen!
Liebig 34 bleibt!
Quelle: Indymedia
»Das ist ein kulturhistorischer Schaden, dessen Ausmaß sich nicht beziffern lässt«, sagt der Restaurator Fabian Schorer mit Blick auf das Ehrenmal für das 10. Württembergische Infanterieregiment in der Nähe der Thiepval-Kaserne. Linksextreme Aktivist*innen hatten das Ehrenmal, das an gefallene Soldaten des Ersten Weltkriegs erinnert, in der Nacht auf den 3. Oktober mit pinker Farbe besprüht. Die Stadt gab eine Reinigung in Auftrag, doch Unbekannte kamen den Experten zuvor: Sie bearbeiteten die Tafeln mit einem Sandstrahler und richteten damit einen Schaden von mehreren tausend Euro an.
»Wir haben ein grundlegendes Problem mit Vandalismus in Tübingen«, sagt Dagmar Waizenegger, Leiterin des städtischen Fachbereichs Kunst und Kultur. Um weiteren Schäden vorzubeugen – in der Zwischenzeit wurde das Ehrenmal erneut mit Parolen wie »Soldaten sind Mörder« besprüht – soll nun als Übergangslösung eine Holzvertäfelung angebracht werden, die das Ehrenmal verdeckt. (30.10.2020)
Quelle: GEA