Im Mai hatten Brandstifter im Münchner Osten die Stromversorgung lahmgelegt – und verwiesen auf den umstrittenen Kiesabbau im Forst Kasten. Auch die Firma, bei der es zu Wochenbeginn brannte, ist dort aktiv.
„Brandstiftung ist nicht ausgeschlossen.“ Das sagte am Mittwoch eine Münchner Polizeisprecherin zum Millionen-Feuer an der Kies-Förderanlage der Firma Glück am Forst Kasten. Auch wenn offiziell weiter „in alle Richtungen“ ermittelt wird: Die Anzeichen für einen Anschlag häufen sich, zumal die kilometerlange Anlage am Dienstagmorgen gar nicht in Betrieb gewesen war. Außerdem wurde das Förderband erst kürzlich erneuert.
Deshalb ist neben den Brandermittlern auch der Staatsschutz in den Fall eingeschaltet. Die Experten vom Kommissariat 43 „haben die Lauscher offen“, hieß es. Im Mai hatte ein Brandanschlag im Münchner Osten die Stromversorgung lahmgelegt. In einem Bekennerschreiben wurden damals die Pläne für Rodungen und Kiesabbau im Forst Kasten als Motiv für den Anschlag genannt. Die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) ist aktuell noch immer mit der Auswertung und Analyse des Bekennerbriefs befasst.
Quelle: SZ
Bei einer Kies-Firma brennt ein Förderband, das sich durchs Gelände zieht. Handelt es sich wieder um einen Anschlag? Das Unternehmen baut auch im umkämpften Forst Kasten Kies ab.
Bei einem Brand im Planegger Werk des Gräfelfinger Kiesunternehmens Glück ist am Dienstagmorgen ein Millionenschaden entstanden. Nach Feuerwehrangaben stand auf einer Länge von etwa 350 Metern ein Förderband nahe dem Forst Kasten in Flammen. Rund fünf Stunden brauchten die Feuerwehren aus Planegg und Gräfelfing, um das Feuer zu löschen. Unmittelbar danach nahmen Brandfahnder der Münchner Kriminalpolizei ihre Arbeit auf. Technischer Defekt oder Brandstiftung – diese Frage müssen sie nun klären. Auch einen Anschlag konnte ein Polizeisprecher am Dienstagmittag nicht ausschließen: Man ermittle „in alle Richtungen“, hieß es wieder einmal. Eingeschaltet sind auch Staatsschützer aus dem Kommissariat 43, die sich um die Aufklärung politisch links motivierter Straftaten kümmern. Ein Bekennerschreiben gebe es bislang nicht. Von einem Zeugenaufruf erhoffen sich die Ermittler (Kommissariat 13, Telefon 089/2910-0) weitere Hinweise.
Ein Zeuge hatte gegen 4.30 Uhr starken Rauch aus dem an der Fürstenrieder Straße in Planegg gelegenen Werksgelände aufsteigen sehen und die Polizei alarmiert. Als eine Streife dort eintraf, brannte die Förderanlage bereits lichterloh. Der Brandgeruch zog bis ins nahe Gräfelfing. Die größten Herausforderungen für die Feuerwehren waren nach deren Angaben neben der starken Rauchentwicklung die teilweise schwierige Zugänglichkeit des Förderbands sowie die Wasserversorgung an der Einsatzstelle. Das feuchte Wetter der vergangenen Tage half den Brandbekämpfern – das Feuer konnte sich wegen der Nässe kaum auf die umliegenden Freiflächen, auf Pflanzen oder Bäume ausbreiten.
Verletzt wurde durch das Feuer niemand. Die Gräfelfinger Firma Glück baut im Forst Kasten, der sich zwischen den Würmtalgemeinden und Neuried erstreckt, Kies ab, der mit dem überdeckten Förderband ins Werk transportiert wird. Außerdem möchte das Unternehmen auf 12,5 Hektar im Lochhamer Schlag direkt an der Münchner Stadtgrenze Kies fördern. Dieses Projekt hat der Gräfelfinger Gemeinderat vorerst gestoppt. Weitere 9,5 Hektar will die Neurieder Firma Huber im Forst Kasten zum Kiesabbau nutzen – im Landratsamt hält man das Projekt indes für nicht genehmigungsfähig.
Dennoch regt sich breiter Widerstand gegen die Pläne und die damit verbundenen großflächigen Rodungen. Mit Baumhäusern und Mahnwachen protestierten Umweltschützer und Klimaaktivisten gegen den möglichen Kahlschlag. Am 21. Mai verübten Unbekannte zudem einen Brandanschlag auf einen Kabelschacht am Ostbahnhof. In 20 000 Haushalten im Münchner Osten gingen daraufhin die Lichter aus. In einem Bekennerschreiben auf Indymedia wurde unter anderem der „Stadtratsbeschluss, den Forst Kasten abzuholzen“ als Motiv genannt. Man werde auch in Zukunft „Infrastruktur angreifen“, hieß es in dem Pamphlet.
In einer in München erscheinenden Anarcho-Postille sind aktuell konkrete Anleitungen zur Sabotage von Förderbändern mit Bolzenschneider und Feuer zu lesen.
Quelle: SZ