Altenburg, 8. Januar 2023
In der Nacht auf den 8. Januar gingen beim Brillengeschäft Berger in Altenburg (Kornmarkt 11) die Scheiben zu Bruch. Ein Warnzeichen in Richtung des Inhabers Gebhard Bergers, ein rechter Akteur, ehemaliges AFD- Mitglied, Hetzer gegen Geflüchtete und Verfasser von gewaltverherrlichenden und frauenfeindlichen Beiträgen. (1)
Am Samstag, den 26.11.2022, rief ein breites rechtes Bündnis zu einer Demonstration in Leipzig unter dem Motto „Ami go home“ auf.(2) Als Redner waren die bekannten Faschisten Jürgen Elsässer und Björn Höcke eingeladen. Mobilisiert wurde bundesweit. Auch Berger reiste mit seinem roten Peugot extra aus Altenburg an. Als es im Zuge des linken Gegenprotestes zu einer Sitzblockade kam, fuhr Berger mit seinem Auto auf die Demonstrantinnen zu. Nach mehreren Versuchen, ihn zum Umdrehen zu bewegen, gab er auf einmal Vollgas. Mehrere Menschen mussten zur Seite springen und zwei Personen auf die Motorhaube. Eine Person musste sich für mehrere Meter auf der Motorhaube festhalten und fiel letztendlich herunter. Die Polizistinnen, welche daneben standen, unternahmen nichts. Erst im Nachhinein konnte Berger mithilfe der Verfolgung durch Passant*innen gestellt werden und es wurde die Polizei hinzugezogen. (3)
Auch wenn laut lokalen Medien niemand ernsthaft verletzt wurde, ist Bergers Verhalten ein Akt der Gewalt und ein Angriff auf Menschenleben. Diese Aktion ist kein Einzelfall, sondern die Tat einer politischen Bewegung. Dieser Akt der Gewalt kann nicht unbeantwortet bleiben und so trifft es heute die scheinbar heile Welt des „feinen örtlich ansässigen Familienunternehmers“. Wir hassen dieses perfide Spiel von Identität, Heimat und Politik für den kleinen Mann. Wir stellen uns an die Seite aller Unterdrückten des Kapitals und seiner ausbeuterischen Poltik. Dabei lassen wir jedoch nicht zu, dass hetzerische, rassistische Scheinlösungen als Stimme des Volkes verkauft werden und somit nur weiter nach unten getreten wird.
Wir sind erschrocken über das gesellschaftliche Versagen, faschistische Strukturen und Akteure konsequent zu bekämpfen. Allzu oft wird sich dabei auf den Staat verlassen. Dabei wird stets vergessen, dass rechte Gewalt nicht erst bei Terroranschlägen, sondern bei der alltagspolitischen Hetze gegen Minderheiten durch sogenannte „besorgte Bürger“ beginnt. So schafft es auch Gebhard Berger sich mit weiteren, teils rechtsextremen Akteuren unter dem Deckmantel des „Altenburger Bürgerforums“ zu vernetzen und ohne großartigen Widerstand sein rechtspopulistisches Gedankengut zu verbreiten. Dieser Mix aus einem konservativen Teil der Mehrheitsgesellschaft und extremen Rechten ist Gift für eine solidarische Gesellschaft. Seine Taten werden genährt durch seine Ideologie. Seine Ideologie ruft zu Gewalt auf.
Der fehlende Wille der politischen Führung gegen rechte Strukturen, insbesondere in den eigenen Reihen, vorzugehen bietet rechten Akteuren Freiräume, welche für marginalisierte Gruppen tödlich enden können. Folglich ist Widerstand aus der Zivilgesellschaft das einzige Mittel, das uns bleibt, wenn der Staat mal wieder untätig ist, während Rechte Verschwörungsmythen verbreiten und sich dabei bewaffnen. Dieses Versagen macht konsequentes, antifaschistisches Handeln zwingend notwendig.Wir warten nicht einfach ab und schauen zu, wie marginalisierte Gruppen und Linke von Faschisten wie Berger physisch und psychisch angegriffen werden. Wir lassen nicht zu, dass rechte Ideologie Land gewinnt. Wir werden zurückschlagen, immer und immer wieder.
Und wenn jetzt wieder von allen Seiten die linke Gefahr heraufbeschworen wird, stellen wir hiermit öffentlich die Frage, was ein paar zerbrochene Scheiben im Verhältnis zu der tödlichen Ideologie und dem gewaltvollem Angriff auf Menschen sind.
„Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen.“ – Esther Bejarano
(1)ausführliche Informationen zur Person Gebhard Berger und dem Angriff am 26.11,2022: https://de.indymedia.org/node/241068
https://www.werberat.de/content/werberat-spricht-6-ruegen-aus-missbrauch-der-fluechtlingsdebatte-und-sexismus-im-fokus(2)https://chronikle.org/ereignisse/compact-grossdemo-in-leipzig-floppt
(3)https://de.indymedia.org/node/241068
Quelle: Indymedia (Tor)
Böse Überraschung am Montagmorgen am Altenburger Kornmarkt: Zwei große Schaufenster des Optikergeschäfts Berger sind zerstört. Es ist nicht der erste Vorfall mit mutmaßlich politischem Hintergrund.
Altenburg. Große Löcher klaffen in den äußeren Schaufensterscheiben des Optikergeschäfts Berger am Altenburger Kornmarkt. Das Sicherheitsglas hat dem Angriff zwar standgehalten, ist jedoch in Tausende kleine Teile gesplittert. Der Schaden ist immens.
Die Zerstörung ist das Ergebnis der Nacht zum Montag. Offenkundig mit brachialer Gewalt haben unbekannte Täter auf die massiven Scheiben eingewirkt. Wie die Landespolizeiinspektion Gera mitteilte, warfen die Täter vermutlich Steine gegen das Glas. Der genaue Tatzeitpunkt steht nicht fest.
Zerstörungswut oder politisches Motiv
Zur Schadenshöhe genauso wenig wie zu den Beweggründen der Randalierer ist bislang nichts bekannt. Denkbar ist reine Zerstörungswut, aber auch ein politisches Motiv. Denn der Altenburger Optiker Gebhard Berger ist nicht nur als Geschäftsmann bekannt, sondern auch für seine politischen Aktivitäten – unter anderem im Altenburger Bürgerforum, das in der Vergangenheit asylkritische Demonstrationen organisierte. Zur Bundestagswahl 2021 kandidierte er als Einzelkandidat im Wahlkreis Gera-Greiz-Altenburger Land. Er unterstützte zuletzt die montäglichen Proteste, die sich gegen die aktuelle Bundespolitik und gegen verschiedene staatliche Maßnahmen richten.
In diesem Zusammenhang ist die Fensterfront des Brillen-Geschäfts auch ein politisches Schaufenster. Zu sehen ist unter anderem ein Plakat aus der Zeit der coronabedingten Einschränkungen, das sich gegen die Maskenpflicht bei Kindern ausspricht. Ende November machte Berger Schlagzeilen, als er während der „Ami go home“-Kundgebung in Leipzig mit seinem Auto nah an eine Sitzblockade von Gegendemonstranten heranfuhr und sich plötzlich einer der Teilnehmer auf der Motorhaube von Bergers Wagen wiederfand. Dazu ermittelt die Kriminalpolizei.
Sollte hinter dem Angriff auf das Geschäft tatsächlich ein politisches Motiv stecken, wäre es nicht die erste Straftat dieser Art in Altenburg. Auch auf Büros der AfD wurden in der Vergangenheit Vandalismus-Attacken verübt. Gleichermaßen berichtete die Linke von im jüngsten Kommunalwahlkampf massenhaft heruntergerissenen Wahlplakaten.
Berger selbst wollte sich auf LVZ-Nachfrage für den Moment nicht zu den stark beschädigten Schaufenstern äußern.
Quelle: LVZ