Dortmund, 30. Juni 2016
Wir haben heute Nacht das Haus in der Lagerhaussstraße 15 im Dortmunder Hafen mithilfe von mehreren Farbbeuteln signalrot markiert. Das Haus gehört der sogenannten Wert-Estate aus Berlin, die gerade versucht, in Dortmund Fuß zu fassen. Die Wert-Estate kündigt an, für etwa 100 Millionen € Immobilien in der Dortmunder Nordstadt kaufen zu wollen, und sie zu Wertanlagen zu machen. Was das üblicherweise für die angestammten Mieterinnen und Mieter heißt, wissen wir von anderen Orten: Erst Gleichgültigkeit, dann Schikanen, schließlich Verdrängung. Die Wert-Estate ist allerdings nur eine Akteurin in einem größeren Ganzen: Die Dortmunder Nordstadt, seit Jahrzehnten auch überregional bekannt als ’sozialer Brennpunkt‘, ist in den letzten Jahren zunehmend ‚hip und alternativ‘ geworden. Davon ist besonders das westliche Hafenviertel betroffen.
Um grundsätzlich etwas klarzustellen: Wir sind nicht generell gegen Cafés oder Studierende als Nachbarinnen. Auch nicht gegen Wohnungen, in denen die Türen schließen und es nicht schimmelt. Was uns aber schon lange ankotzt, ist die paternalistische Haltung der Stadt Dortmund gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern der Nordstadt und die Polizeischikanen, die als vermeintliche Antwort auf ungelöste soziale Probleme gelten. Da die Stadt Dortmund bereits in der Vergangenheit nie viel Interesse gezeigt hat, die Menschen in der Nordstadt vor mehr oder weniger dubiosen Immobiliengesellschaften zu schützen,rechnen wir auch jetzt nicht damit. Womit wir aber rechnen dürften, ist eine weiter voranschreitende ‚Aufwertung‘ der Dortmunder Innenstadt-Nord. Schon jetzt ist eine Mietpreissteigerung in der ganzen Nordstadt zu beobachten, die üblichen Folgeerscheinungen werden nicht ewig auf sich warten lassen.Weil eine alte linksradikale und antibürgerliche Weisheit lautet ‚Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und viel besser als Nachsicht“, haben wir uns entschlossen, den Widerstand lieber frühzeitig und auf unsere Art zu beginnen, als irgendwann dazustehen und von den Entwicklungen überrollt worden zu sein.
In diesem Geiste grüßen wir die Menschen in der seit mittlerweile über einer Woche belagerten Rigaerstraße 94 in Berlin und stiften den entstandenen(eher symbolischen) Sachschaden für die 10 Millionen!
Nordstadt lieber selber machen. Rigaer bleibt!
einige autonome
Quelle: Linksunten