Der sichtbare Sachschaden ist gering, die Wirkung groß: Ein Brandanschlag auf den türkischen Kulturverein „Ülkü Ocagi“ an der Rottmannstraße hat in der Nacht zu Montag den Staatsschutz auf den Plan gerufen. Die Ermittler sehen in Brandsätzen, die an der Außenwand zündeten, einen Zusammenhang mit einer bundesweiten Anschlagserie, wie Andreas Bode , Sprecher des Polizeipräsidiums Münster, im Redaktionsgespräch erklärte.
„Gegen 2.10 Uhr sind Brandsätze gegen die Fassade geworfen worden“, so Bode. Wie viele, sei unklar. Ein weiterer Brandsatz durchschlug die Scheibe der Fahrertür eines schwarzen Mercedes, der vor der Eingangstür parkte. Der zündete allerdings nicht. Passanten hätten den Vorfall beobachtet und den Brand sofort gelöscht. Der Sachschaden sei nur gering, Verletzte gebe es nach dem gegenwärtigen Ermittlungsstand nicht, informierte de Polizeisprecher am Mittag.Da nicht auszuschließen sei, dass der Anschlag politisch motiviert sei, habe der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen. Jetzt werde geprüft, inwieweit ein Zusammenhäng zu bundesweit ähnlich gelagerten Straftaten vom Wochenende bestehe. Ziele waren unter anderem Moscheen sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen in Berlin-Reinickendorf, Meschede und Lauffen nahe Heilbronn.
Die erst eintreffenden Polizeikräfte aus Ahlen waren in der Nacht von Ermittlern des Staatsschutzes und der Kriminaltechnischen Untersuchung (KTU) aus Münster verstärkt worden. Tatvorwurf: Versuchte schwere Brandstiftung. Als „vollkommen inakzeptabel“ verurteilte Bürgermeister Dr. Alexander Berger in einer ersten Stellungnahme den mutmaßlichen Brandanschlag. Gewalttaten seien kein Mittel der Auseinandersetzung. „Ahlen ist stolz auf seine lange demokratische Tradition, unterschiedliche Ansichten stets friedfertig und in Respekt vor dem Anderen auszutragen“, appellierte Ahlens Bürgermeister „an alle Menschen in der Stadt“.
Spekulationen über die Tatmotive wollte Berger nicht weiter kommentieren. Die Hintergründe der Tat müssten nun sorgfältig von Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelt werden. Die Kurdische Gemeinde Deutschland (KGD) äußerte sich „entsetzt“ über die jüngsten Anschläge.
Bundesvorsitzender Ali Ertan Toprak erklärte am Montag in Gießen: „Wer auch immer hinter diesen Anschlägen und Gewaltaufforderungen steht, ob PKK-nahe Kreise oder der türkische Geheimdienst MIT, diese Form der menschenverachtenden Gewalt ist mit nichts zu rechtfertigen!“
In den sozialen Medien waren Schreiben aufgetaucht, die kurdische Jugendliche zur Gewalt gegen türkische Einrichtungen aufgerufen hatten. Darin waren europaweit radikale Aktionen angekündigt worden – mit der klaren Aussage: „Egal wie und egal was an diesem Tag brennt, Europa muss verstehen, dass wir nicht zulassen werden, dass Efrin fällt.“ Der Bundesvorsitzende der Kurdischen Gemeinde appellierte an kurdischstämmige Menschen in Deutschland, „sich von niemandem gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung instrumentalisieren zu lassen“.
Quelle: Westfälische Nachrichten