Im Vorfeld des Frauenkampftages am 8. März wurden in der Nacht von Freitag auf Samstag die Begrüßungstafeln und das Stones Fan Museum in Lüchow verziert. Warum?
Die Stadt schmückt sich mit einem frauenfeindlichen Etablissement:
An der Fassade und in den Toiletten des Museums wird zur Schau gestellt, welchen Rolle Mann als echter Rock n‘Roller einer Frau zuschreibt: Die eines Sexobjektes, das der männlichen Lustbefriedigung zu dienen hat.
Das Stones Fan Museum ist, samt einer animierten Version seines Besitzers Ulrich Schröder, an allen vier größeren Zufahrten Lüchows auf einer Willkommenstafel zu sehen.
Schon bei der Eröffnung vor mittlerweile neun Jahren wurde kritisiert, wie dieser Laden Frauen und Frauenkörper auf erniedrigendste Art und Weise darstellt – 2011 ging es um die Pissoirs, die, als Münder mit vollen roten Lippen gestaltet, ihre Benutzer dazu animieren, eben dort hinein zu pinkeln.
Damals wurde die Kritik mit den Argumenten, es sei ja Kunst und obendrein würde es auch eigentlich gar keinen weiblichen Mund darstellen, vom stolzen Besitzer abgetan. Wer sich einmal die Holzschnitzereien und die Bilder an der Fassade angesehen hat, merkt schnell, dass Herr Schröder sehr wohl einen Hang zur sexualisierten Darstellung von Frauenkörpern hat. Es sind teils und komplett nackte Frauen zu sehen, bedacht mit irgendwelchen anzüglichen Songtext-Zitaten, rassistisch konnotierten Zuschreibungen, in Posen, die ausdrücken sollen, dass der männliche Rockstar oder wahlweise Betrachter vollkommen über sie verfügen kann. Eine Darstellung überbietet die andere an Widerlichkeit, die Krönung ist das fast lebensgroße Gemälde einer ebenfalls leicht bekleideten Frau an der Garage.
Männliche Machtausübung über Frauen und deren Körper zieht sich durch unsere Geschichte und somit auch durch Kunst und Kultur. Gerade WEIL diese „Kunst“ die Verhältnisse verdeutlicht und reproduziert, unter denen wir als Frauen leiden, tolerieren wir sie nicht. #Metoo hat deutlich gemacht, wie viele gerade in der kulturellen Branche von sexistischer und sexueller Gewalt betroffen sind. Genau diese Gewalt fußt auch auf einem solchen Bild, das sich Männer immer wieder von Frauen machen: Auf bestimmte Körperteile reduziert, willig oder willenlos, kann Mann sie für die Befriedigung der eigenen sexuellen Wünsche benutzen – um ihre Wünsche, ihre Grenzen, ihre Lust – um ihre Würde geht es dabei nicht.
Aber das juckt wohl beim Lüchower Stadtmarketing und in der Verwaltung keinen – ganz im Gegenteil, scheint man der Meinung zu sein, das Stones Fan Museum sei das perfekte Aushängeschild, um das Städtchen und seine Kultur zu repräsentieren. Was es eigentlich repräsentiert: Die alltägliche Bewertung, Erniedrigung und Legitimierung von Grenzüberschreitungen, die nicht männlich wahrgenommene Personen immer wieder erleben müssen. Während jemand wie Ulli Schröder als kulturschaffender Mann von Welt gefeiert wird.
Wir werden die Normalisierung solcher Darstellungen nicht hinnehmen, weil wir sie als Angriff auf unsere Selbstbestimmung begreifen. Für das Recht, selber über uns und unsere Körper bestimmen zu können, kämpfen viele Frauen und andere Geschlechter überall und seit vielen Jahren, nicht nur am 8. März, sondern jeden Tag. Aus diesem Anlass stellen wir uns und Ihnen die Frage:
Sexismus als Willkommenskultur – Lüchow, geht‘s noch?!
Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)