Am heutigen Mittwoch, dem 22. April 2021, haben wir Rauchtöpfe auf das Gelände des russischen Konsulats in Hamburg geworfen. Durch diese Aktion wurde niemand verletzt und das war auch nicht das Ziel.
Unsere Aktion soll auf das Schicksal unseres Genossen Asat Miftachow aufmerksam machen. Asat wurde im Januar von einem Moskauer Gericht zu sechs Jahren Strafkolonie verurteilt. Er wird beschuldigt, in der Silvesternacht 2018 mit anderen ein Bürofenster von Putins Regierungspartei „Einiges Russland“ eingeschlagen und eine Rauchbombe hineingeworfen zu haben.
Mitangeklagte Genoss*innen, die sich zu dieser Aktion bekannt haben, sagten aus, Asat wäre nicht beteiligt gewesen. Verurteilt wurde er mit einer fadenscheinigen Begründung trotzdem.¹ Für uns ist klar: Asat wird nicht wegen ein paar Scherben und etwas Rauch jahrelang weggesperrt, viel länger als seine Genoss*innen, die Bewährungsstrafen kassierten.
Asat wird von einem autoritären Staat seiner Freiheit beraubt, weil er Anarchist ist und daraus keinen Hehl macht. Das ist in Putins Russland genug, um ein Leben zu zerstören. Asat ist nicht der*die erste Anarchist*in, die in Russland ins Visier der Repression gelangt und wird auch nicht der*die letzte sein. Auch Menschenrechtsorganisationen sind sicher, dass der Staat an unserem Genossen ein Exempel statuieren will.Wir kennen Asat nicht persönlich und werden ihn vermutlich auch nie persönlich treffen. Trotzdem reihen wir uns bei den Vielen ein, die sich mit ihm solidarisieren. Denn uns vereint die Liebe zur Freiheit, die Sehnsucht nach der Utopie der selbstverwalteten Gesellschaft und der Hass auf alles Autoritäre, auf die Staaten, das Kapital und alle, die die Menschheit unterdrücken.
Ob Asat die Rauchbombe geworfen hat, ist uns ganz egal. Was er getan hat, ist uns ganz egal. Vielmehr begrüßen wir jeden Ausbruch aus der Ohnmacht, jeden Angriff auf Staat, Faschist*innen und Kapital, der dem Kampf für die Freiheit dient. Deshalb geht unsere Solidarität selbstverständlich auch an die Genoss*innen, die sich dazu bekannt haben, für Rauch und Glasbruch bei Putins Partei zu sorgen. Wir stehen hinter euch und rufen euch zu: Haltet durch! Unser Tag wird kommen.Mit Asat haben sich auch Nikita Uvarov und Denis Mikhaylenko solidarisch gezeigt. Die beiden Teenager verbreiteten Plakate, auf denen sie Asats Freilassung forderten. Jetzt sitzen Nikita und Denis im Knast. Als sie verhaftet wurden, waren beide erst 14 Jahre alt, inzwischen sind sie 15. Weil sie im Computerspiel Minecraft angeblich das Hauptquartier des russischen Geheimdienst FSB nachgebaut und es virtuell im Spiel (!) sprengen wollten, wird ihnen Terrorismus vorgeworfen. Mit ihnen angeklagt ist Bogdan Andreev, auch er wegen der angeblichen Gründung einer terroristischen Vereinigung. Allen dreien droht trotz ihres jungen Alters eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren!²
Auch mit Nikita, Denis und Bogdan sind wir solidarisch. Auch auf die absolute Farce, die der Prozess gegen sie darstellt, wollen wir aufmerksam machen!Wir geben darum der russischen Vertretung in Hamburg heute das zu kosten, was sie Asat vorwerfen: Schwarzer Rauch in ihrem repräsentativen Vorgarten. Diese Aktion wird nichts ändern und die Schweine an der Macht nicht behindern. Aber sie zeigt: Zumindest Asat, Nikita, Bogdan und Denis könnt ihr nicht heimlich wegsperren, ohne dass euch widersprochen wird. Und auch in diesem scheiß Deutschland, wo gerne viel über Menschenrechte palavert wird, welche dann bei Verhandlungen über die Energieversorgung keine Rolle mehr spielen, zieht eure Repression Aufmerksamkeit auf sich. Wir sind überall und wir halten zusammen!
Unsere Grüße gehen auch an alle Menschen, die in Russland momentan dafür kämpfen, sich vom Mief des autoritären Staates zu befreien. Dabei geben wir nichts auf den rassistischen Nationalisten Nawalny. Auch wenn dieser in den westlichen Medien als Held der Opposition dargestellt wird, gibt es in Russland viele, die nichts auf einen weiteren Politiker wie ihn geben. An die, die an die Freiheit glauben und für ein selbstbestimmtes Leben gegen Putins Schläger auf die Straße gehen und unter der Repression zu leiden haben, gehen unsere Grüße!³ In Gedanken sind wir bei euch Genoss*innen, haltet durch!
Unser Kampf kennt keine Grenzen, genauso wenig wie unsere Solidarität!
Für die Anarchie!
Leider spricht niemand der*die an dieser Aktion beteiligt war Russisch. Wir würden uns freuen, wenn dieser Text übersetzt und verbreitet wird. Auf das man den Rauch unserer Solidarität auch in Russland riecht.
¹ https://taz.de/Gefaengnis-fuer-russischen-Oppositionellen/!5741846/
² https://schwarzerpfeil.de/2021/03/06/14-jaehrige-anarchisten-werden-in-russland-wegen-terrorismus-angeklagt/
³ https://crimethinc.com/2021/01/24/letter-from-russia-on-the-protests-of-january-23
Quelle: Indymedia (Tor)