In München brannte vorige Woche ein gerade mal vier Wochen alter Audi e-Tron ab, während er an einer städtischen Ladesäule lud. Was war passiert? Fotos lassen vermuten, dass es weder am Akku noch an der Ladesäule lag. EFAHRER.com geht dem Fall nach.
Der Vorfall ereignete sich im Münchner Stadtviertel Au. In der Nacht vom vorigen Dienstag auf Mittwoch brannte in der Lilienstraße der gerade mal vier Wochen alte Audi e-Tron GT eines Müncheners ab. Er hatte den Wagen am Dienstag abend gegen 18:30 mit etwa 100 Kilometern Restreichweite an eine Ladesäule der Stadtwerke München angeschlossen. Laut der App des Münchners endete der Ladevorgang am Mittwoch um 2:11 Uhr. Ob der elektrische Audi zu dem Zeitpunkt vollgeladen war oder ob der Ladeprozess wegen des Brandes abgebrochen wurde, ist nicht bekannt. Fakt ist: Keine fünf Minuten später wurde die Berufsfeuerwehr der Feuerwehr München alarmiert und sie rückte aus.
Der Einsatz dauerte knapp zwei Stunden und die Feuerwehr konnte die Verbreitung des Feuers durch schnelles Handeln verhindern. Um 3:40 Uhr klingelte die Polizei beim Besitzer des Audis in einer benachbarten Straße aus dem Schlaf und informierte ihn über den Vorfall. Neben dem Audi und der Ladesäule wurden ein davor parkender BMW 1er in Mitleidenschaft gezogen. Die Feuerwehr schätzt den Schaden auf über 100.000 Euro.
Auf Anfrage von EFAHRER bei der Pressestelle der Feuerwehr München, ob die Feuerwehr mehr Brände bei Elektroautos zu verzeichnen hat, antwortete der Pressesprecher: „Natürlich haben wir das – im Vergleich zu vor 10 Jahren!“ Und weiter: „Im Ernst, nein, uns fällt eine Steigerung von brennenden E-Autos nicht auf.“
Verbleib des Audis ist derzeit unbekannt
Nachdem der Brand gelöscht wurde, begannen die Nachforschungen gleich auf mehreren Ebenen. Das ausgebrannte Auto wurde vermutlich auf einen Autohof gebracht, wo ihn nun die Spurensicherung untersuchen dürfte. Zum jetzigen Zeitpunkt weiß allerdings der Besitzer nicht, wo sich sein Auto befindet. Die Kripo ist ebenfalls beteiligt und klärt, ob fremder Einfluss wie Brandstiftung der Auslöser gewesen sein könnte.
EFAHRER.com geht stark davon aus, dass auch Audi den Vorfall und das elektrifizierte Gefährt unter die Lupe nehmen wird. Auch die Stadtwerke München ermitteln nun, ob der Brand von der 22-kW-Ladesäule ausgegangen ist. Noch in der Nacht haben die Stadtwerke auf Veranlassung der Feuerwehr die Ladesäule außer Betrieb genommen. EFAHRER.com hat die Ladesäule selbst inspiziert: Tatsächlich sehen die Schäden eher aus, als stammen sie von dem brennenden Audi. Denn nur an der Seite, die dem Auto zugewandt ist, sieht man Brandschäden. Die seitlich angebrachten Buchsen für das Ladekabel sind völlig intakt (siehe Fotos).
Der Besitzer meldete den Vorfall noch am Mittwoch tagsüber bei Audi, bekam aber bisher keine Rückmeldung. Demzufolge wurde ihm auch kein Ersatzwagen zur Verfügung gestellt.
Auf der anderen Seite sagte unser Kontakt bei Audi, dass sie weder vom Halter noch von der Polizei oder der Feuerwehr kontaktiert wurden. Die Ingolstädter wissen bisher noch nichts. Hier scheint die Information vom Halter noch nicht vollständig durchgedrungen zu sein. Nach Betrachtung der Fotos wagt man gegenüber EFAHRER.com eine erste Meinung: „Nach dem äußeren Eindruck dürfte der Akku nicht gebrannt haben“. Der Akku beginnt deutlich hinter der Vorderachse.Akku nicht vollständig zerstört
Wer die Bilder genauer betrachtet, kann sehen, dass die Seitenscheiben des Fahrzeuges nicht zerborsten sind. Daraus lässt sich vermuten, dass der Akku nicht vollständig zerstört wurde, sondern die Ladeelektronik vorne gebrannt hat. Die Tatsache, dass die Feuerwehr München den Audi auf einem Hänger abtransportierte und nicht in einem Wassercontainer, lässt zusätzlich darauf schließen, dass nicht der Akku das Problem war. Auch, dass die Feuerwehr den Brand in zirka 1,5 Stunden löschen konnte, bestätigt diese Vermutung.
Dennoch: Der Besitzer spricht von so einer großen Hitzeentwicklung, dass der Asphalt unter dem Auto förmlich geschmolzen ist.
Zum jetzigen Zeitraum gibt es noch zu viel Raum für Spekulationen. Der Ladeprozess endete um 2:11. Der Akku müsste nach 7,5 Stunden schon längst wieder voll gewesen sein. Trotzdem endete der Ladevorgang laut App erst zwei Stunden nach Mitternacht. Möglicherweise dauerte das Laden deshalb länger, weil es eine vergleichsweise warme Nacht war und das Auto damit langsamer geladen hat. Ein anderer Grund kann sein, dass die Ladung wegen Überhitzung langsamer wurde und schließlich stoppte.
Was war also wirklich das Problem? Warum begann der noch nagelneue Audi e-Tron zu brennen?EFAHRER.com bleibt für Sie an dem Fall dran und wird versuchen, von Audi eine Analyse zu bekommen.
Quelle: efahrer.chip.de