Hermannsburg, 29. April 2024
„Mit der Zeitenwende und dem Krieg in Europa hat auch für Rheinmetall eine neue Ära begonnen.“
(Armin Papperger bei der Vorstellung des Rheinmetall-Geschäftsberichts für 2023)Wir haben in der Nacht vom 28. auf den 29. April 2024 auf dem Grundstück von Armin Papperger in Hermannsburg, Turnerstr. Ecke Immenhoop, einen Brandsatz an seinem Gartenhaus deponiert. Papperger ist CEO von Rheinmetall, einem der Big Player der deutschen Rüstungsindustrie.
Hier in der Südheide fühlt Papperger sich wohl. Umgeben von Truppenübungsplätzen und nicht weit vom Gefechtsübungszentrum GÜZ in der Altmark. Bis zum Rheinmetallwerk in Unterlüß ist es nur ein Katzensprung. Hier verloren tausende Zwangsarbeiter*innen ihr Leben, die für die deutsche Kriegswirtschaft im Werk von Rheinmetall-Borsig schuften mussten. In einer Region, wo nach dem Krieg viele Nationalsozialisti*nnen Unterschlupf fanden, unter ihnen auch Adolf Eichmann oder der Mörder der Adreatinischen Höhlen, Kappler. In einer Region, wo in den 1980er und 1990er Jahren regelmäßig Wehrsportübungen der Nazis stattfanden. Nicht weit von Pappergers Haus liegt Munster, einer der größten Bundeswehrstadorte in Deutschland. In diesem Umfeld fühlt er sich sicher und gut akzeptiert auch von seinen Freund*innen, mit denen der Hobbyjäger ab und zu auf die Pirsch geht. Aber die heutige Nacht dürfte ihm signalisiert haben, dass er nicht nur Freund*innen hat und sein Rückzugsort nicht sicher ist.Rheinmetall ist einer der Profiteure der sogenannten Zeitenwende. Das lässt sich an einigen Zahlen gut ablesen: Seit 2022 hat sich der Aktienkurs von Rheinmetall verfünffacht; Papperger selbst hat diverse Male sein Aktiendepot mit Rheinmetallaktien aufgefüllt. 2023 steigerte der in den DAX Index aufgestiegene Konzern seinen Umsatz auf 7,2 Milliarden Euro, für 2024 sind 10 Milliarden anvisiert. Vor Februar 2022 lag die Produktion von Artilleriegeschossen jährlich bei 70.000 Stück, 2023 bei 350.000 und 2024 sollen es 700.000 sein. Nach Übernahme der spanischen Munitionsfirma Expal versteht sich Rheinmetall als weltgrößter Hersteller von Artilleriemunition. Zum Spatenstich für eine neue Fertigungsanlage in Unterlüß erschienen Bundeskanzler Olaf Scholz, der ukrainische Botschafter und Verteidigungsminister Boris Pistorius („Deutschland muss kriegstüchtig werden“). Die neue Fabrik soll jährlich 200.000 Granaten ausspucken.
Papperger ist einer der Rüstungsmanager mit besonders hoher Medienpräsenz. Die Zeit, in der die Rüstungsbranche unter ihrem Schmuddelimage gelitten hat, sind vorbei. Im März 2024 versicherte Vizekanzler Robert Habeck auf einem Treffen der 20 wichtigsten deutschen Rüstungsproduzent*innen: „Wir brauchen diese Industrie!“ Selbstbewusst und offensiv können nun Tötungsmaschinen vorgestellt und angepriesen werden. Und Rheinmetall hat außer Munition natürlich noch anders zu bieten, vor allem Panzer: die Schützenpanzer Lynx und Puma, den Radpanzer Boxer oder den Flakpanzer Skyranger. Für den Leopard produziert Rheinmetall das Kanonenrohr. Außerdem hortet Rheinmetall diverse alte Panzertypen, die jetzt samt Munition und mit sattem Gewinn in die Ukraine verkauft werden konnten. Aber auch Teilefertigung für den US-Kampfjet F35 ist im Angebot.
Rheinmetall plant, produziert und mordet nicht nur im nationalen Rahmen. Weltweit beschäftigt der Konzern über 30.000 Arbeiter*innen in 28 Ländern. In der Ukraine ist eine neue Munitionsfertigung geplant und im Sommer 2024 soll dort auch ein Instandhaltungswerk für Panzer loslegen. Zusätzlich ist auch die Produktion von Schützen- und Kampfpanzern geplant. Auch im Baltikum gibt es Pläne für eine Artilleriefabrik und mit Ungarn entwickelt Rheinmetall einen ganz neuen Kampfpanzertyp. In den USA beteiligt sich Rheinmetall an Ausschreibungen der US-Army und ist nahe dran, einen 45 Milliarden Dollar Auftrag für das Nachfolgemodell des Schützenpanzers Bradley zu bekommen. Die Erschließung des russischen Marktes ist jetzt ja erst mal vom Tisch. Aber noch 2011 schloss Rheinmetall einen Vertrag mit der russischen Regierung über die Lieferung eines Ausbildungszentrums für die russische Armee und sah sich in der Rolle eines Pioniers und Türöffners
Die sogenannte Zeitenwende bedeutet aber nicht nur gigantische Aufrüstung und neue Rekordgewinne für die Rüstungsindustrie. Sie bedeutet auch eine Zurichtung der ganzen Gesellschaft auf Militär und Krieg. Politiker*innen fast aller Parteien überbieten sich gegenseitig mit Vorschlägen. Wiedereinführung der Wehrpflicht, Wehrkundeunterricht an den Schulen, Verzahnung von Forschung und Militär,…
Dass Armeen und Rüstungsindustrie die größten Zerstörerinnen der Umwelt sind, gigantische Mengen an Ressourcen verschlingen und natürlich auch die größten Produzentinnen von Treibhausgasen sind, liegt auf der Hand.Der Kampf gegen die Klimazerstörung ist auch der Kampf gegen Krieg, Militär und Rüstungsindustrie!
War starts here, let’s stop it here!
Switch off the system of destruction!Freiheit für Daniela!
Kraft und Glück allen Untergetauchten aus der radikalen Linken und denen, die sich verabreden, Herrschaftsstrukturen militant anzugreifen!
Quelle: Indymedia
Zum Brandanschlag auf Rheinmetall-Chef Pappberger am 29.4.2024 erschien eine Nachricht im Newsticker des Redaktionsnetzwerk Deutschland, der immerhin in der „Celleschen Zeitung“ veröffentlicht wurde (siehe unten). Alle bundesweiten Medien von Springer über Spiegel bis taz scheinen den Anschlag auf den Dax-Konzern-Manager Pappberger allerdings eher als lokales Ereignis ohne größeren Nachrichtenwert anzusehen, denn dort findet sich die Meldung bisher nirgends.
Interessant ist, dass der Anschlag auf Pappberger/Rheinmetall offenbar im Rahmen der Kampagne „switch off! the system of destruction“ verübt wurde – die gleiche Kampagne, in der unter anderem auch der Brandanschlag auf die Stromversorgung des Tesla-Werks in Grünheide stand. Dort ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen eine terroristische Vereinigung. Zwar zählen Gartenhäuser von Privatleuten nicht zur kritischen Infrastruktur der Nation, trotzdem sollte mensch auch beim Anschlag gegen Pappberger von einem erhöhten Verfolgungsinteresse der Repressionsorgane ausgehen. Das dröhnende Schweigen der Medien dazu gibt zu denken! Aber vielleicht sollen ja einfach nur die Aktionär*innen von Rheinmetall vor der Jahreshauptversammlung nächste Woche am 8.5.2024 nicht unnötig beunruhigt werden, wer weiß…
Quelle: Indymedia
Am frühen Montagmorgen, um 4:16 Uhr, wurde die Feuerwehr Hermannsburg zu einem brennenden Gartenhaus in die Turnerstraße alarmiert. Als die Einsatzkräfte am Einsatzort eintrafen, bestätigte sich die Meldung. Ein an der Grundstücksgrenze stehendes Gartenhaus, stand teilweise in Flammen. Durch die Feuerwehr konnte das Feuer schnell unter Kontrolle gebracht und eine weitere Ausbreitung verhindert werden. Gegen 5:00 war der Einsatz für die Feuerwehr Hermannsburg beendet. Der Brandort wurde durch die Polizei beschlagnahmt.
Quelle: Feuerwehr