Leverkusen, 22. September 2024
Zum Angriff auf viele Neuwagen auf einen Parkplatz am 22.09.2024 in Leverkusen.
Ohne Auto keine Autobahn
In einer Zeit, in der die Klimakrise längst eskaliert, empfinden wir es als mehr als zynisch, Wälder zu roden, um Straßen zu verbreitern. Während weltweit unsere Lebensgrundlagen durch den Klimawandel immer weiter zerstört werden und die ungleiche Verteilung der Ressourcen gerade für Menschen im globalen Süden immer bedrohlicher wird, wird in Deutschland motorisierter Individualverkehr weiter als einzig denkbare Freiheit verkauft. Wenn wir uns gegen die Logik des automobilen Kapitalismus stellen, müssen wir dabei sowohl mit der Ideologie, die jedes Tempolimit als höchste Freiheitseinschränkung sieht, brechen, sowie mit der Tatsache, dass die unzähligen Schnellstraßen und Autobahnen die materielle Infrastruktur für ungebremstes kapitalistisches Wachstum bilden. Es gilt zudem ganz konkret Autos aus den Verkehr zu ziehen. Zeitweise oder auch nachhaltig z.b. durch Feuer um den automobilen Kapitalismus symbolisch wie praktisch anzugreifen! Denn jedes Auto mehr das gebaut und vor allem gefahren wird, stößt nicht nur selbst CO2 aus, es ist auch der Grund warum sie versuchen am Ende noch den letzten Baum zu rohden. Viele Grüße deshalb an alle Initiativen und vor allem Waldbesetzungen der Vergangenheit und Gegenwart, die sich gegen den weiteren Ausbau von Straßen und Autobahnen stemmen. Wir sind an eurer Seite!
Die Gewissheit, dass das derzeitige System den Zusammenbruch des massiv geschädigten Ökosystems zur Folge hat, hat schon unzählige Menschen bewegt und in den Widerstand getrieben.
Die Zerstörung des Planeten durch das neoliberale Wirtschaftssystem ist untrennbar verbunden mit patriarchalen Denkmustern, Rassismus und Kolonialismus. Die Initiative dazu muss notwendigerweise von unten kommen.
Mit jeder LKW-Ladung Beton, die wieder auf die Fahrbahnen der Republik gekippt wird, werden jedoch nicht nur riesige Mengen CO2-Emissionen ausgestoßen, sondern auch koloniale Kontinuitäten wie Landraub, Ressourcenplünderung und Lohnsklaverei weiter zementiert. Zwar hinterlässt der Rohstoffabbau für die Betonproduktion auch hier tiefe Narben in der Erde und zerstört Flora und Fauna, doch ist das Ausmaß und die Bedrohung für Mensch und Natur im Globalen Süden um ein Vielfaches größer und die Konsequenzen in den meisten Fällen weit existenzieller. Keine noch so aufwendig inszenierte Greenwashing-Kampagne wird jemals über diese Tatsachen hinwegtäuschen können.
Dabei sollte uns auch klar sein, dass wir den schleichenden Zusammenbruch eines massiv geschädigten Ökosystems nicht komplett verhindern können. Nicht den Verlust von Biodiversität. Nicht die Ressourcen-Erschöpfung. Wir werden die Klimakatastrophe nicht verhindern können, da wir uns schon mittendrin befinden. Dies zuzugeben – ganz ohne Weltuntergangs-Pathos – lähmt uns nicht. Im Gegenteil: es sollte für uns und unsere Zusammenhänge die Frage öffnen, wie unsere Leben und unsere revolutionären Kämpfe zukünftig aussehen könnten.
So radikal und kompromisslos wie der vom Kapitalismus gemachte Klimawandel es erfordert, können wir kaum blockieren und sabotieren. Doch davon sollten wir uns nicht entmutigen lassen. Lasst uns im Kampf gegen die Ausbeutung die Infrastruktur des Kapitalismus hinterfragen, sabotieren und nachhaltig angreifen. Damit eine andere Welt möglich wird! Lasst uns solidarisch miteinander kooperieren, um ein würdevolles Leben leben zu können. Lasst uns unsere Ideen im Hier und Jetzt und schon innerhalb unserer Kämpfe und Aktionen realisieren. Wir werden uns nicht einlullen lassen von den Beschwichtigungsversuchen der Regierenden.
Keine Gnade für Elektroautos
Der Verbrennungsmotor hat wieder Hochkonjunktur in Europa, da die Konkurrenz aus China bei der Umstellung auf Elektroautos deutlich erfolgreicher ist und den Europäischen und den US-Amerikanischen Markt mit ihren qualitativ besseren und günstigeren Produkten schwemmt. Doch wir greifen auch Elektroautos und die dahinter stehende Ideologie an. Denn die von den Herrschenden angebotenen Lösungen für die nun spürbaren Auswirkungen der ökologischen Krise sind vor allem technologische. Dies ist offensichtlich auch durch Lobbyismus getrieben, aber vor allem ist es eine Strategie der eigenen Legitimierung. Die Entwicklung, Kontrolle und Anwendung der „Zukunftstechnologien“, die den Wachstumskapitalismus „nachhaltig“ machen sollen, liegen in der Hand von Staat, Industrie und Wissenschaft und sind mit diesen untrennbar verbunden. Wenn uns die Illusion verkauft wird, der Klimawandel wäre technologisch zu stoppen, dann liegt dem das Vertrauen zugrunde, die Machthabenden müssten nur die richtigen Schritte unternehmen, die richtigen Maßnahmen ergreifen, um diese Welt zu retten.
Zum einen haben sie überhaupt kein Interesse an einem Ende des Expansionskapitalismus, der ihre Machtposition sichert. Und zum anderen ist die technologische Reform mit den neuen Abhängigkeiten, die sie produziert, ebenfalls zum Scheitern verurteilt. Beispielhaft dafür könnten die E-Mobilität oder Technologien zur Gewinnung sog. erneuerbarer Energien herangezogen werden. Die benötigten Rohstoffe werden häufig selbst im Zuge neokolonialer Umweltausbeutung beschaffen. Die Transporte dieser Rohstoffe und der Bauteile sind wiederum im hohen Maße abhängig von fossilen Energieträgern. Dadurch ist eine Umstellung der jetzigen Industrie auf erneuerbare Energien vor dem Versiegen der globalen Erdölvorkommen ohnehin undenkbar.
Klimakampf ist Klassenkampf
Ein grüner, sprich klimaneutraler und nachhaltiger Kapitalismus ist schlichtweg unmöglich. Da stetiges Wachstum und Massenkonsum statt Nachhaltigkeit und der Profit Weniger statt das Wohlergehen und Weiterbestehen der ganzen Menschheit, zu seinen grundlegenden Prinzipien gehören.
Auch die Suche nach wirksamen Maßnahmen den Klimawandel abzuschwächen, beschränkt sich auf technologische Lösungen, anstatt das Problem an der Wurzel zu packen.
Und so ist der Kampf gegen die Klimazerstörung unweigerlich ein Kampf entlang von „Klassenfragen“. Das reichste 1% der Bevölkerung in Deutschland stößt deutlich mehr CO2 aus als die ärmeren 50% der Gesellschaft. Der Appell der Regierenden im Zusammenhang mit höheren Sprit und Energiepreisen, „wir alle müssten den Gürtel enger schnallen“, ist eine Farce. Entfällt doch der Bärenanteil der Emissionen auf die weiterhin subventionierte Auto-, Gas- und Kohleindustrie, die industrielle Landwirtschaft und das Jetsetleben ihrer Bosse und Manager. Da hilft auch kein Wandel des Konsumverhaltens zu Elektro-SUVs und veganen Würstchen mehr.
Denn es ist der Lebensstil von Massenkonsum und Ressourcenverschwendung, der Gesellschaften im globalen Norden, welcher auf Annahmen und Ausbeutungsverhältnissen fußt, den wir ablehnen und bekämpfen sollten. Darum ist klar, dass ein Kampf gegen die Zerstörung der Natur auch die Zerstörung des Eigentums als Ziel haben muss. Zerstören wir die Infrastruktur des Reichtums für eine Welt in der alles allen gehört.
Klimakampf goes Antifa and around
Die Regierenden, ob nun mit grünem Anstrich oder nicht, werden Vorstöße gegen ihre Pläne angesichts der Klimakrise mit zunehmender Härte beantworten. Sie kleben an fossilen Energien und am Dinosaurier der Atomindustrie. Sie kleben an der Lüge von der Rettung der Welt durch die erneuerbaren Energien. Sie verheddern sich in ihrer Greenwashing-Propaganda und sie werden umso autoritärer handeln, je mehr die Realität der Dinge ihre Versprechen in Frage stellt.
Es gibt nicht nur ökologische Kipppunkte, an denen sich das Klima-System unumkehrbar umorganisiert – es gibt auch soziale Kipppunkte. Punkte an denen entweder das von den Herrschenden verursachte Elend so offensichtlich wird, dass große Teile der Bevölkerung die Notwendigkeit sehen sich zu wehren. Oder an denen die Verarmung und der Ausbau der Repressionen so weit fortgeschritten sind, dass eine Umwälzung nahezu unmöglich erscheint. Entlang dieser Kipppunkte müssen wir unseren Widerstand weiterentwickeln. Die Initiative dazu muss notwendigerweise von unten kommen. Denn der Staat fühlt sich bis auf kosmetische Korrekturen einem dystopischen „Weiter-so“ für das Wirtschaftssystem verpflichtet. Ein Festhalten an dieser ökologisch verheerenden, kapitalistischen Wirtschaftsweise kommt einer ignoranten Beschleunigung in Richtung Kollaps gleich. Ein weiter Schritt Richtung Kollaps ist der zunehmende Autoritarismus auf der Welt. Besonders in den USA und Europa bietet sich der Faschismus wieder als Option an und steht auch für eine weitere und sogar verschärfte Ausbeutung von Mensch und Natur. Deshalb: Klimakampf goes Antifa und umgekehrt!
Quelle: Indymedia (Tor)