Hamburg, 3. März 2015
Am 03.03.2015 wurde die Kik-Filiale in Hamburg-Öjendorf Ziel unserer Aktionen. – Wir beziehen uns auf den Vorschlag der autonomen Gruppen für globale Solidarität, die im Juli 2014 Kik-Märkte in Berlin beschädigt haben. Sie regten an, im Vorfeld der EZB-Eröffnung in Frankfurt die Kämpfe der Textilarbeiter_innen aus Asien in die europäischen Städte zu tragen und die beteiligten Firmen hier direkt und militant anzugehen.
Kik ist einer der großen Gewinner im internationalen Textilgeschäft und zeichnet sich durch menschenverachtende Arbeitsbedingungen und die Verweigerung von „Entschädigungszahlungen“ an die Überlebenden der Fabrikbrände und -einstürze aus.
Kik hat in den drei Fabriken, die in den letzten drei Jahren durch tödliche Katastrophen traurige Berühmtheit erlangt haben, produzieren lassen;
„Ali Enterprises“ in Pakistan, wo im September 2012 250 Menschen durch ein Feuer starben; im November 2012 verbrannten über 100 Arbeiter_innen in dem Gebäude von „Tazreen fashions“ in Bangladesh und im April 2013 kamen über 1100 Menschen beim Einsturz des Rana-Plaza-Komplexes in Dhaka ums Leben, 2500 werden zum Teil schwer verletzt.
Im „Fall Ali Enterprises“ verzögerte Kik über lange Zeit die Verhandlungen mit den klagenden Überlebenden. Für den Brand bei Tazreen fashions wies Kik mit Verweis auf Verträge mit Subunternehmen jede Verantwortung zurück. Laut Human Rights Watch erhielten die Angehörigen jeweils ca. 1000€.
Für den Rana-Plaza-Fonds, welcher mindestens 40 Millionen Dollar benötigte, war Kik erstmal nur bereit 1 Million zu zahlen.
Kik arbeitet mit über 100 Lieferanten in Bangladesh zusamen und hat in seinen 3000 Filialen in der BRD 2012/2013 einen Umsatz von 1,57 Milliarden Euro erzielt.
Die Bilder der Katastrophen gingen um die Welt, aber die intolerablen Zustände in den Textilfabriken des globalen Südens dauern an. Im Rahmen der Fußball WM 2014 wurden T-Shirts der Nationalmannschaften im Wert von 1 Milliarde Euro in Bangladesh genäht.
Im Herbst 2014 gab es bei einer Überprüfung von mehr als 1000 Unternehmen in Bangladesh in jeder (!) Firma Beanstandungen, 80.000 Sicherheitsmängel wurden festgestellt.
In Deutschland verweigerten die großen Textilketten die Unterschrift unter einen Aktionsplan des vom Bundesentwicklungshilfeministeriums initiierten „Bündnis für nachhaltige Textilien“. Mit großem medialem Theater vorgestellt, veränderte sich für die Arbeiter_innen nichts wirklich. Beim G7-Gipfel im Sommer will Minister Müller die Bedingungen zum Thema machen – das sollten wir auch tun.
Am 18.03.2015 wird die neue europäische Zentralbank in Frankfurt/M. offiziell eröffnet. 2013 gab es während der Blockupy-Aktivitäten Aktionen vor und in den Kaufhäusern der Textilketten. Eine Wiederholung wäre schön und wir sehen uns bei den Blockaden und Barrikaden.
Es geht immer ums Ganze, Destroika!
Vor der Einsturzstelle der Rana-Plaza-Textilfabrik haben Angehörige ein Denkmal errichtet, dort ist zu lesen:
Ruhet in Frieden, unsere Erinnerungen bergen Millionen Tränen.
Wir werden nicht vergessen.
Quelle: Linksunten