Der erste Brandanschlag ist in der Nacht zu Ostermontag auf die Heiligenhafener Stadtkirche verübt worden. Die beiden weiteren Brände wurden Mittwoch gegen 5 Uhr an den Eingangstüren der katholischen Kirche und der Neuapostolischen Kirche gelegt. Diese beiden Kirchenhäuser befinden sich in der Kirchhofstraße. Unbekannte hatten vor allen drei Eingangstüren jeweils kleine Haufen mit Unrat und Zeitungspapier aufgeschichtet und diese angezündet. Die beiden letzteren Brände wurden gestern um 5.05 Uhr zufällig von einem vorbeifahrenden Autofahrer entdeckt, der Polizei und Feuerwehr alarmierte.
Pastorin Caroline Lilienthal, die seit 1. Februar in Heiligenhafen im Dienst ist und gerade erst ordiniert wurde, zeigte sich gestern immer noch schockiert: „Ich hatte am Ostermontag den Gottesdienst mit einer Taufe und der Ostereiersuche. Schon als ich die Stadtkirche betrat, merkte ich, dass es irgendwie verbrannt roch“, erinnert sie sich. Aber erst als sie in der Kirche auf Kantorin Dörte Czernitzki und Küster Markus Bauer traf und sie über den Brandgeruch sprachen, realisierte sie das Geschehene: Unbekannte hatten versucht, die schwere hölzerne Eingangstür der Stadtkirche in Brand zu setzen.Unterdessen war auch Pastor Carsten Sauerberg von der Polizei benachrichtigt worden. Er kümmert sich um Tischler und Maler, die die Eingangstür wieder herrichten. „Das ist schon schlimm – und völlig unverständlich“, sagt Caroline Lilienthal. „Ich vertraue aber auf die Polizei, dass die Täter bald dingfest gemacht werden.“
Schlimmer noch hat es unterdessen die katholische Kirche an der Kirchhofstraße getroffen. Das von dem Oldenburger Architekten Klaus Dörnen gestaltete Eingangsportal ziert eine große kupferbeschlagene Tür. Das Feuer hat dort die Nieten gelöst und ist unter das Metallkleid gekrochen. Kirchenbetreuer Bernhard Focke ist entsetzt: „Ich wurde von der Feuerwehr aus dem Bett geklingelt“, sagt er. „Ein Autofahrer hatte den Brand entdeckt und gemeldet. Der Schaden ist immens.“ Ein Haufen Asche neben der Tür zeugte auch gestern noch von der Tat. Ähnlich sieht es bei der nur wenige Hundert Meter entfernten Neuapostolischen Kirche aus, die ebenfalls Ziel des Feuerteufels wurde.
Hintergründe sind unklar
Nach Auskunft der Lübecker Staatsanwaltschaft gibt es keine Hinweise auf die Hintergründe der Taten. So wurden keine Bekennerschreiben oder Ähnliches an den Brandorten entdeckt. „Es ist völlig offen, was mit diesen Taten bezweckt werden soll“, sagt Oberstaatsanwältin Dr. Ulla Hingst. Vieles sei denkbar. Eine religiös motivierte Vorgehensweise ebenso wie Anschläge gegen die Kirche an sich.
Ermittelt werde in einem „Gesamtschadenszusammenhang“. Dafür spreche auch die ähnliche Tatausführung in unmittelbarer Nähe der Türen sowie die zeitliche Nähe der Vorfälle. Die Ermittler hoffen auf Zeugenhinweise zu den Brandstiftungen, angesichts dieser laut Polizei für Ostholstein „einmaligen Vorfälle“.
Quelle: LN