Hückelhoven, 8. Dezember 2015
Die Polizei fahndet weiter nach einem Unbekannten, der Dienstagnacht ein Fenster des Hückelhover Jobcenters in Brand gesetzt hat. Zeugen sahen einen dunkelhaarigen Mann in dunkler Kleidung flüchten.
Die Leitung des Jobcenters in Hückelhoven hat die rund 250 Mitarbeiter zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. Sie sollen genau darauf achten, wer ins Jobcenter kommt, dass niemand ohne Termin ins Haus gelangt und dass nach Feierabend alle Fenster und Türen gut verschlossen sind.
Nur wenige Spuren am TatortAm Tatort fand die Polizei nur ein paar Glasscherben und Reste einer Flüssigkeit, vermutlich einen Brandbeschleuniger. „Umso wichtiger sind jetzt Hinweise aus der Bevölkerung“, betont Angela Jansen, Sprecherin der Dürener Kreispolizeibehörde. Obwohl es nur zu Sachschaden kam, nimmt die Polizei den Vorfall sehr ernst. Denn dass es zu Angriffen auf Jobcenter kommt, ist in der Region keine Seltenheit.
„Die Mitarbeiter sind auch aufgefordert, darauf zu achten, welcher Besucher ein besonders hohes Aggressionspotential haben könnte“, sagt Helmut Nobis, Geschäftsführer der vier Jobcenter im Kreis Heinsberg. Es kommt leider immer wieder vor, dass sich Kunden für eine vermeintlich ungerechte Ablehnung eines Antrags rächen wollen.
Sachbearbeiter werden zur Zielscheibe für EnttäuschteMitarbeiter werden immer wieder beschimpft, bedroht oder sogar tätlich angegriffen. „Manche Kunden fangen schon beim Eintreten an zu schreien“, sagt Helmut Nobis. „Wenn jemand solche Aggressionen zeigt, lassen wir ihn gar nicht in den hinteren Teil des Gebäudes durch.“ Eine ganze Reihe von Sicherheitsmaßnahmen soll verhindern, dass es für die Jobcenter-Mitarbeiter im Ernstfall lebensgefährlich wird: Es gibt Deeskalationsschulungen, ein Alarmsystem für die Büros und Fluchttüren für den Notfall.
Aggressive Kunden greifen zur Axt
Schulungen, wie mit gefährlichen Situationen umzugehen ist, haben Sachbearbeiter dringend nötig. Denn auch, wenn jemand noch nicht in so einer Situation war – die Geschichten darüber kennen sie alle: Wie etwa von dem Kunden, der sich mit einer Axt Zugang zum Büro seines Sachbearbeiters verschaffen wollte. Oder von der schwangeren Mitarbeiterin, die gewürgt wurde. Oder der aggressiven Besucherin in Übach-Palenberg, die auf einen Sachbearbeiter mit einem Kabel einprügelte. Und 2007 kam es in Aachen sogar zu einer Geiselnahme: Eine Frau bedrohte zwei Angestellte des Jobcenters mit einer Waffe hielt sie stundenlang fest.
Situation bedrohlich
Seitdem haben die Jobcenter viel unternommen, um die Sicherheit in ihren Räumen zu erhöhen: Trotzdem bleibt ein Gefühl der Bedrohung bei den Mitarbeitern. Denn sie wissen: Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen haben sie jeden Tag Kontakt zu Menschen mit schwierigen Biographien – und bei dem einen oder anderen kann schon eine weitere Enttäuschung, wie die Ablehnung eines Antrags auf Unterstützung, zu einen Gewaltausbruch führen.
Quelle: WDR